Über Geld sprechen

Ein Beitrag von Michael Mary.

Paaren fällt es sehr viel leichter, über Sex als über Geld zu sprechen Dafür gibt es drei wesentliche Gründe:

1) Es fehlen die richtigen ‚Worte‘, genauer gesagt, die richtigen Begriffe, um differenziert über Geld zu sprechen. Wer nur die Begriffe ‚Geld‘ und ‚Liebe‘ zur Verfügung hat, kann nicht darüber sprechen, ohne sich scheinbar auf die eine oder andere Seite zu schlagen.

2) Die meisten Paare haben Angst, ihre Liebe zu beschädigen, wenn sie das Thema Geld auf den Tisch bringen. Daher bleibt es meist unter dem Teppich.

3) Wenn Paare über Geld sprechen, stellt sich oft heraus, wie die Beziehung ‚wirklich‘ ist. Vielleicht ist sie nicht so gut, wie man glauben möchte, und daher macht man einen Bogen um das Thema.

Wenn Paaren allerdings die Begriffe ‚Partnergeld‘, ‚Freundesgeld‘ und ‚Liebesgeld‘ zur Verfügung stehen, können sie differenziert über Geld und Liebe sprechen. Denn dann sprechen sie stets nur über einen Teilbereich ihrer Beziehung und nicht über die ‚ganze Liebe‘. So lassen sich gute Lösungen finden.

Geld ist in Paarbeziehungen ambivalent

Ein Beitrag von Michael Mary.

Geld kann in Paarbeziehungen auf unterschiedliche Weise zum Einsatz kommen und unterschiedliche Wirkungen erzeugen. Wenn es in ‘gerader’ Weise angewendet wird, also entsprechend der Logik des jeweiligen Liebesbereiches, dann bestimmt die Beziehung über den Umgang damit. Die Beziehung hat dann gewissermaßen die Hosen an, sie regiert über das Geld mit der Folge, dass die Bindung der Partner gestärkt wird. Kommt Geld hingegen auf ‘schräge’ Weise, entgegen der Logik eines Liebesbereiches, zum Einsatz, kühlt es die Beziehung quasi automatisch auf eine kältere Ebene ab und schwächt die Bindung der Partner.

– Wenn es sich angeblich um Liebesgeld handelt, aber dafür eine Teilhabe erwartet wird, schadet der Vorgang der emotional/leidenschaftlichen Verbindung, die Beziehungstemparatur sinkt von heiß auf warm.

– Wenn es sich angeblich um Freundesgeld handelt, dafür aber eine Leistung gefordert wird, schadet der Vorgang der freundschaftlichen Bindung und die Beziehungstemperatur sinkt von warm auf kühl.

– Wenn es sich angeblich um Partnergeld handelt, damit aber Geschäfte gemacht werden, schadet der Vorgang der partnerschaftlichen Verbundenheit und die Beziehungstemperatur sinkt von kühl auf kalt.

Geld entfaltet in Paarbeziehungen eine ambivalente Wirkung, je nachdem, wie damit umgegangen wird. Es kann die Liebe der Partner fördern oder stören, es kann verbindend oder trennend wirken. Es kann in die eine oder andere Richtung wirken, je nachdem, wie die Partner damit umgehen.

Was ist Geld?

Ein Beitrag von Michael Mary.

Was ist Geld? Das kann nicht in einem Satz beschrieben werden, denn Geld ist ein komplexes, multidimensionales soziales Phänomen. Für unsere Zwecke lässt sich sagen, dass es in seinen wesentlichen Funktionen dreierlei darstellt: Geld ist ein Versprechen, ein Mittel und ein Symbol.

Geld kam in die Welt, um den Warentausch zwischen Fremden zu ermöglichen. Geld ist seinem Wesen nach daher unpersönlich und kalt. In einer persönlichen menschlichen Beziehung kann Geld allerdings nicht kalt bleiben, schon gar nicht in einer Paarbeziehung. Dort muss es, entsprechend der Bindungsform, in der es auftaucht, seine Temperatur erhöhen.

– Auf der partnerschaftlichen Bindungsebene wird es zu kühlem Geld, zu Partnergeld.
– Auf der freundschaftlichen Bindungsebene verwandelt es sich in warmes Geld, in Freundesgeld.
– Auf der emotiona-leidenschaftlichen Ebene wird es heißes Geld, es wird Liebesgeld.

Für Paare kommt es darauf an, das Geld entsprechend der Verhaltenslogik des betreffenden Bereiches einzusetzen. Wird Geld schräg eingesetzt, also entgegen der Logik eines Liebesbereiches, schädigt es diese Bindungsebene.

Das Geldsystem

Der Beitrag wurde von dem Journalisten und Autor Christoph Pfluger geschrieben.

Lieber Herr Mary, von einem Kollegen habe ich den Hinweis auf Ihr Buch über Geld in Paarbeziehungen erfahren. Ich hoffe, Sie weisen darin auch auf die Zwänge des Geldsystems hin, das ja leider so konstruiert ist, dass das Spiel zwingend immer mehr Verlierer produziert und sein Versprechen niemals halten kann, selbst wenn wir alle wollten. Daraus ergibt sich selbstredend, dass Geld fast überall mehr Konflikte schafft, als es lösen kann.

In Kurzform: Die Banken schöpfen Geld, wenn sie Kredite verleihen. Sie verleihen ja nicht das Geld der Sparer – diese behalten es nämlich –, sondern schreiben dem Kreditnehmer einen Betrag ins Konto, den es vorher nicht gegeben hat. Dabei entsteht ein Guthaben, das gleich bleibt (und in Zirkulation geht) und eine Forderung, die mit der Zeit wächst. Diese Asymmetrie ist der ungelöste Grundkonflikt in unserem Geldsystem. Weil es immer zu wenig Geld im System hat, muss immer mehr Luftgeld geschaffen werden (das bevorzugt die Reichen und erzeugt Umverteilung). Zudem verschärft sich der Wettbewerb unter den Individuen und Firmen um das knapper werdende Geld. eine weitere folge ist, dass immer mehr Lebensbereich, die früher ohne Geld bestens funktionieren, dem Geldverkehr unterworfen werden. Das ist in Familien und Beziehungen leicht abzulesen.

In der kürzestmöglichen Form habe ich es hier zusammengefasst.