Michael Mary

Geld ist in Paarbeziehungen ambivalent

Ein Beitrag von Michael Mary.

Geld kann in Paarbeziehungen auf unterschiedliche Weise zum Einsatz kommen und unterschiedliche Wirkungen erzeugen. Wenn es in ‘gerader’ Weise angewendet wird, also entsprechend der Logik des jeweiligen Liebesbereiches, dann bestimmt die Beziehung über den Umgang damit. Die Beziehung hat dann gewissermaßen die Hosen an, sie regiert über das Geld mit der Folge, dass die Bindung der Partner gestärkt wird. Kommt Geld hingegen auf ‘schräge’ Weise, entgegen der Logik eines Liebesbereiches, zum Einsatz, kühlt es die Beziehung quasi automatisch auf eine kältere Ebene ab und schwächt die Bindung der Partner.

– Wenn es sich angeblich um Liebesgeld handelt, aber dafür eine Teilhabe erwartet wird, schadet der Vorgang der emotional/leidenschaftlichen Verbindung, die Beziehungstemparatur sinkt von heiß auf warm.

– Wenn es sich angeblich um Freundesgeld handelt, dafür aber eine Leistung gefordert wird, schadet der Vorgang der freundschaftlichen Bindung und die Beziehungstemperatur sinkt von warm auf kühl.

– Wenn es sich angeblich um Partnergeld handelt, damit aber Geschäfte gemacht werden, schadet der Vorgang der partnerschaftlichen Verbundenheit und die Beziehungstemperatur sinkt von kühl auf kalt.

Geld entfaltet in Paarbeziehungen eine ambivalente Wirkung, je nachdem, wie damit umgegangen wird. Es kann die Liebe der Partner fördern oder stören, es kann verbindend oder trennend wirken. Es kann in die eine oder andere Richtung wirken, je nachdem, wie die Partner damit umgehen.

2 Kommentare zu „Geld ist in Paarbeziehungen ambivalent“

  1. Hallo Herr Mary (oder ist Ihnen Michael und Du lieber),

    Ich habe das Buch Liebesgeld gelesen.
    Sehr guter Stoff, v.a. die Idee mit den TestleserInnen und deren Feedback dazu mit zu verarbeiten.
    Allerdings habe ich zu einem bestimmten zentralen Punkt eine andere Meinung oder die Begrifflichkeiten müssten ggf. nochmals etwas vertieft werden. Ich denke das es nur Partnergeld oder Liebesgeld gibt aber kein Freundesgeld.

    Freundesgeld wird (über kurz oder lang) in eine der beiden Kategorien fallen oder ich habe die Unterschiede nicht verstanden (und ich habe es mit mehreren Ihrer Beispiele versucht). Die Definition (Umgang mit Freundesgeld) auf Seite 98 (Hardcover) ist für mich ein Mix aus Partnergeld („geben und nehmen müssen sich ausgleichen“) und Liebesgeld („Maßstab ist die Erfüllung des Partners, Frei von Kalkül an eigene Ressourcen“).
    Auch die Beispiele im Buch haben mich bestärkt:
    3 Freunde: Der „Reiche“ lädt ein -> Liebesgeld, da ohne Erwartungen bzw. Ausgleich
    Nächstes Beispiel (Finanzierung Sprachstudium eines Partners aus der Lebensversicherung) im Buch ist m.E. aus folgenden Gründen ebenfalls nicht geeignet:
    a) Der Vertragsnehmer einer LV ist IMMER EINE natürliche Person.
    b) Es ist davon auszugehen, dass dieser Vertragsnehmer ALLEIN die LV besparte (das Buch sagt leider hierüber nichts aus).
    Selbst wenn beide Partner die LV besparten, könnte man es so sehen:
    Die eine Hälfte ist bereits von der Frau „bezahlt“ (also sowieso ihr Geld) und der andere Teil m.E. Liebesgeld (weil der Mann es eben ihr zum Geschenk macht, bzw. der Frau zu Liebe tut und es nicht mehr zurückfordert).
    Ansonsten ist der komplette Betrag ein Geschenk des Mannes ohne Erwartungen, weil es SEINE LV ist !!! -> Also auch Liebesgeld!!
    Beispiel „Ausgleich“ Krankheit Kredit: Die Frau hat Ihrem Mann u.a. aus Dankbarkeit finanziell geholfen. Aus meiner Sicht ist das auch Liebesgeld, weil sie sicher so gehandelt hätte auch wenn sie nicht krank gewesen wäre. Wenn durch Geld etwas „ausgeglichen“ werden soll ist das m.E. IMMER Partnergeld !!!
    Leider wird ansonsten immer der „schräge“ Vergleich gezogen.
    Können Sie meine Sichtweise verstehen? Ich würde gerne auch Ihre These verstehen, aber irgendwie hakt es noch….. Vielleicht könnten wir in Austausch kommen oder Sie präsentieren die Frage mal im Forum (gibt es alle 3 Arten oder nur 2 ?)

    1. Hallo Andreas B.
      danke für die Gelegenheit zur Erläuterung.
      Prinzipiell wird Geld in einer Bezeihung durch die Bedeutung definiert, die man ihm gibt, also dadurch, wie es gemeint ist.
      Partnergeld dient dem Ausgleich von Leistungen, es kann gefordert werden, ggf. eingeklagt. Hierüber werden Verträge gemacht.
      Freundesgeld dient der Teilhabe an Ressorcen, es kann erwartet werden, aber nicht gefordert. Es bedarf konkreter Abmachungen bezüglich des Ausgleichs. Die Teilhabe dient dem Glück des anderen.
      Liebesgeld dient dem Ausdruck der eigenen Liebe, es wird geschenkt und kann weder gefordert oder erwartet, sondern nur ersehnt werden. Das Geschenk ist erst in zweiter Linie für den Partner gemeint, vielmehr zeigt man damit, dass der Partner einem viel bedeutet.
      Ein Ausgleich findet auf jeder Ebene statt, nur ist der eben unterschiedlich. Er kann jeweils materieller oder nicht-materieller Art sein.
      Beim Partnergeld werden Leistungen ausgeglichen, bspw. verdient einer mehr und der andere kümmert sich mehr um die Kinder oder sonst einen Aspekt eines gemeinsamen Projektes. Der Ausgleich besteht hier im Schweiß, den jeder aufbringt. Unabhängig von Zahlen wird also die Anstrengung ausgeglichen. Das nötige Verhalten hier besteht in Berechenbarkeit und Zuverlässigkeit.
      Beim Freundesgeld werden Wohltaten ausgeglichen, bspw. leiht der eine dem anderen Geld und der kümmert sich ev. um die Steuererklärung oder gleicht auf andere Weise aus. Das nötige Verhalten hier ist Wohlwollen.
      Beim Liebesgeld werden Geschenke ausgeglichen, beispielsweise macht einer materielle Geschenke und der andere gleicht mit Zuwendung aus. Das nötige Verhalten hier ist Zuwendung in Form von Begehren oder Nähe.
      Es bleibt also dabei – es ist sinnvoll, drei Geldarten zu unterscheiden. Ansonsten gibt es leicht Komplikationen.
      Beste Grüße von Michael mary

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