Michael Mary

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Luxus oder Verzicht?

(Beitrag von Elina). Ich will mir mal Luft machen. Ich bin 45, Mutter von 2 Kindern und war in den letzten 13 Jahren alleinerziehend. Mit dem Vater meiner Tochter hatte ich eine Beziehung, in der er für alle finanziellen Belange gesorgt hat. Ich habe mich immer wie die Sekretärin oder das Anhängsel gefühlt und war in der Situation nicht wirklich zufrieden. Die Abhängigkeit von ihm gefiel mir überhaupt nicht, obwohl er mir nie das Gefühl gegeben hat, dass es sein Geld ist.

Die Beziehung ging in die Brüche ebenso wie die darauf folgende. In den folgenden 13 Jahren war ich mehr oder weniger mit 2 kleinen Kindern auf mich allein gestellt. So hart wie es auch war, so sehr hat mich diese Zeit dennoch geprägt. Ich habe mich mühsam aufgerappelt und meinen Kindern und mir nach und nach eine gute Existenz geschaffen.

Vor 4 Jahren bin ich durch glückliche Umstände als Unternehmerin durchgestartet und habe seitdem großen finanziellen Erfolg. Ich bin sehr dankbar für meinen Erfolg und nun in der Lage, bestimmte Träume zu realisieren. Erstmals seit einer langen Durststrecke kann ich mir vorstellen, ein Haus zu kaufen, Urlaube zu machen wie wir möchten, Essen zu gehen. Ich bin in der Lage meinen Kindern und mir den Lebensstandard zu ermöglichen, den ich mir für uns immer gewünscht habe. Und das ganz aus eigener Kraft. Ich arbeite immer noch hart für meinen Erfolg, aber ich genieße ihn auch. Lange Zeit habe ich nicht im Restaurant gegessen, ebenfalls nur eine kleine Wohnung gehabt, jahrelang nur Campingurlaube machen können.

In der Vergangenheit blieb jedoch kaum Zeit für Beziehungen, zum einen weil ich mit den Kindern viel beschäftigt war und zum anderen, weil ich oft Männer kennengelernt hatte, die ungern mit einer Frau und zwei kleinen Kindern das Leben teilen wollten. (vor allem mit einer, die selber kein Geld hatte…) Nun gibt es einen neuen Mann in meinem Leben. Wir haben relativ ähnliche Lebensansichten und er ist sehr fürsorglich, sieht toll aus, ist sportlich. Er ist seit 3 Jahren geschieden und hat ebenfalls 2 Kinder. Er hat einen bodenständigen Beruf, schwierige Arbeitszeiten, 4-Schicht-System.

Wir wohnen 30 Minuten voneinander entfernt. Er in einer 2 Zimmer Wohnung, ich in 100 qm. Aufgrund seiner finanziellen Unterhaltsverpflichtung bleibt ihm kaum etwas zum Leben übrig, geschweige denn für ein wenig Luxus. Unser Lebensstandard ist komplett verschieden. Es fängt beim Kino an, setzt sich bei Lebensmitteleinkäufen fort und von gemeinsamen Urlauben ganz zu schweigen. Die Kinder sind regelmäßig bei ihm, es fehlt jedoch auch seinen Kindern an einem Rückzugsort, da es kein eigenes Zimmer gibt. Wir konnten bei ihm nie mal für uns sein, weil es eben nur Schlafzimmer und Wohnzimmer gibt.

Bei verschiedenen Aktivitäten fühle ich mich schlecht, wenn ich für meine Kinder und mich zum Bespiel Kaffeetrinken in einem Restaurant plane und er es dann ablehnt. Ich habe ihm schon angeboten, dass ich für diverse Extras aufkommen kann, auch für seine Kinder. Aber zum Beispiel einen kompletten Urlaub für uns alle möchte ich nicht finanzieren. Es gab in der Vergangenheit häufig Situationen, in denen es uns beiden unangenehm war. Wir haben ein paar Mal das Gespräch über das Thema Geld gesucht, weil ich ahnte, dass er nicht zugeben kann, dass er sich zum Beispiel einen Urlaub mit seinen Kindern gar nicht leisten kann und ihn dennoch macht. 

Im Laufe des Kennenlernens hat dieser Umstand dazu geführt, dass von meiner anfänglichen Verliebtheit wenig übrig blieb. Ich halte mich nicht für einen oberflächlichen Menschen. Aber ich befinde mich dennoch in dem Dilemma, dass ich mich entweder in der Rolle derjenigen befinde, die den „Luxus“ ermöglicht, oder aber meine Ansprüche und Träume runterschrauben muss. Was ich aber nicht möchte, da ich selber so lange auf so vieles verzichtet habe. Wenn ein Mann vor einem steht und „jammert“, dass das Geld nicht reicht, dann ist das nicht gerade sexy. Das törnt eher ab. So war es auch bei mir. 

Erschwerend kommt sicher hinzu, dass ich bereits in meiner Beziehung zu dem Vater meiner Tochter in einem schönen Haus gewohnt habe und wir viel gereist sind. Ich habe von diesen Erlebnissen lange gezehrt. Und nun könnte ich das alles wieder so haben. Allerdings macht es auch keinen Spaß, Erlebnisse allein zu erleben.

Ich wünsche mir auf der einen Seite einen Partner auf Augenhöhe, auf der anderen Seite habe ich Angst, diese Beziehung jetzt komplett zu beenden. Ich weiß nicht, ob es einen Ausweg aus so einer Situation gibt. Vielleicht passen wir einfach nicht zueinander. Wir leben halt in komplett gegensätzlichen Welten.

Andererseits ist er so ein lieber Mensch, wie ich kaum jemanden kenne. Es gab einige erfolgreiche Männer, die ich kenne, die sehr ichbezogen waren und mit einem Familienleben oft nicht viel anfangen konnten. 

Ich denke die ganze Zeit darüber nach, wie viel Egoismus okay ist und was man aus Liebe bereit ist, für den anderen zu tun. Und dann komme ich wieder ins Zweifeln, weil ich denke, dass es einfach schwierig wird, sich mit dem anderen auf Augenhöhe auszutauschen und gemeinsam ein paar Träume zu verwirklichen.

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